Nach dem erfolgreichen ersten Bauvorhaben eines OSB Schreibtisches, folgt nun der nächste Streich. Diesmal ging es im Esszimmer ans Eingemachte und ich beschloss unserer ollen Tischplatte ein wenig Farbe zu verleihen.
Kurze Vorgeschichte: mein Freund und ich sind im Dezember 2019 in diese Wohnung eingezogen. Voller Euphorie ist allerdings eine Klitzekleinigkeit in Vergessenheit geraten – Weihnachten steht vor der Tür. Ich muss dazu sagen, dass mein Freund der absolute Familienmensch ist und Weihnachten dementsprechend einen relativ hohen Stellenwert hat. Wer mit wem, wie & wo das besinnliche Fest verbringen wird, war noch nicht wirklich beschlossen worden. Zumindest hatte ich noch nichts für mich beschlossen, ganz im Gegenteil zu meinem Mitbewohner (so nenne ich meinen Freund, wenn er ab und zu Mist baut). Selbstverständlich gab es bereits einen Plan: unsere Familien kommen zu uns, schließlich haben wir das größte Esszimmer. Ok, wow. Alle kommen zu uns und wir haben nicht mal einen Tisch, geschweige denn Stühle. Und so machten wir uns auf die Suche nach dem passenden Tisch. Budget? Quasi nicht vorhanden, nach der Kautionszahlung. Wir brauchten allerdings einen großen Tisch, da wir mit 13 Personen planen mussten. Die Situation schien ausweglos, wenn es da nicht diesen einen Laden gegeben hätte – den Baumarkt.
Wir haben uns für diese Arbeitsplatte vom Baumarkt entschieden (leider finde ich keinen Link online, aber ihr solltet euch sowieso die Auswahl mal vor Ort anschauen), die passenden Tischkufen (achtet bitte hier auf das Maximalgewicht) kamen von Amazon. Die Arbeitsplatte ist eine gewöhnliche Leimholzplatte mit den Maßen 3000 x 900 x 40 mm. Wenn ihr das Material weiter behandelt möchtet, muss die Oberfläche unbehandelt sein oder aber ihr müsst diese vor der ersten Bearbeitung abschleifen. Ich bin sehr ungeduldig und bei mir muss alles schnell gehen, was mich sehr oft in Situationen bringt, die ich mit Geduld und Nachdenken hätte vermeiden können. So wie auch in diesem Fall – dazu später mehr. Noch vor Ort haben wir uns die Arbeitsplatte auf unsere Wunschlänge zuschneiden lassen – kostenfrei.
Die Tischkufen wurden mit je fünf Schrauben (steht alles in der mitgelieferten Anleitung der jeweiligen Tischbeine-/kufen) an der Arbeitsplatte befestigt. Die Abstände könnt ihr euch selber frei einteilen. Da unsere Platte die beachtliche Länge von 2,60 m hat und wir die Befürchtung hatten, dass sie sich sehr schnell durchhängt, habe ich an jeder Seite 40 cm gelassen. Früher oder später wird die Platte selbstverständlich nicht mehr der Erdanziehungskraft trotzen können – bis dahin habe ich aber genug Zeit mir Gedanken über den nächsten Tischbau zu machen.
Bei der Amazonbestellung waren bereits Schrauben beigelegt, allerdings habe ich längere mit einem größeren Durchmesser bevorzugt. Hier unbedingt darauf achten nicht zu lange Schrauben zu wählen, sonst kann es schnell passieren, dass sie an der Oberfläche wieder rauskommen und ihr euch die Platte komplett versaut.
Warum ist der Tisch Krumm?
Über Weihnachten haben wir es irgendwie geschafft, dass die Arbeitsplatte (sie ist immer noch nicht imprägniert gewesen) keinen einzigen Fleck aufweist. Hierfür hatten wir eine günstige PVC Tischdecke geholt, um Verschmutzungen zu vermeiden. „Gute Idee“, dachte ich, bis ich aber nach ein paar Wochen eine unschöne Krümmung wahrgenommen hatte. Die Tischseiten haben sich in der Länge nach oben gezogen und der Tisch nahm so langsam eine U-Form an. Passt ja irgendwie schon fast zu Dortmund mit der Union Brauerei. Aber Spaß beiseite – dadurch, dass der Tisch von einer Seite mit einer Plastikfolie verdeckt wurde, konnte diese nicht mehr Atmen. Das schöne an Holz – es arbeitet immer weiter, d.h. es kann Feuchtigkeit auf- und abgeben und somit auch das Maß ändern. Deshalb muss man aber auch unbedingt drauf achten, dass beide Seiten einer Holzplatte gleichermaßen behandelt sind, um so eine spätere ungewollte Verformung zu vermeiden.
Wie habe ich das Problem gelöst? Gar nicht, denn es hat sich von alleine gelöst. Die Plastikdecke habe ich in den Keller geworfen und habe dem Holz einfach ein paar Wochen Zeit gegeben, um zu arbeiten. Hätte diese Methode nicht funktioniert, gibt es auch die Möglichkeit den Tisch mal umzudrehen und hier das Gewicht und die Erdanziehungskraft arbeiten zu lassen, um eine Krümmung zu beseitigen. Die Holzfeuchtigkeit passt sich immer der Luftfeuchtigkeit an und man kann mit kleinen Tricks den unerwünschten Verformungen entgegenwirken.
beizen, Lackieren, schleifen oder „Das kleine Schwarze“
Irgendwann war es an der Zeit meiner ursprünglichen Idee, den Tisch farblich zu gestalten, nachzugehen. Welche Farbe sollte es werden? Natürlich schwarz. Ich finde, dass die polierten goldenen Tischkufen extrem gut zu der Farbe Schwarz passen. Es gibt unterschiedliche Methoden, um Holzoberflächen zu färben: Lack, Lasur, Öl oder Beize. Den Unterschied möchte ich euch an dieser Stelle nicht erklären, da es bereits viele gute Beiträge zu dem Thema gibt. Man sollte sich definitiv mit den Unterschieden befassen, um zu wissen welches Ergebnis man zu erwarten hat.
Ich wollte gerne, dass das Holz ein tiefes Schwarz annimmt und dennoch die Maserung sichtbar bleibt. Deshalb habe ich mich für das Beizen entschieden.
Zweck des Beizens ist die farbliche Veränderung der Holzoberfläche unter Erhaltung der natürlichen Struktur und Eigenart des Holzes.
https://www.baumarkt.de/ratgeber/a/holzbeizen-eine-kleine-fachkunde/
Das Beizen allein reicht allerdings nicht aus, um die Oberfläche zu versiegeln. Deshalb muss diese zusätzlich mit einem Lack nachbehandelt werden. Ich habe mich für ein Parkettlack entschieden, da dieser besonders Kratzfest ist und die Oberfläche (hoffentlich) länger Makellos bleibt. Bei der Beize habe ich mich für Contura Color-Holzbeize entschieden. Vor dem Beizen muss die Holzoberfläche abgeschliffen und gut, mittels einer Bürste, gesäubert und vom Schleifstaub entfernt werden. Bitte benutzt einen speziellen metallfreien Pinsel für das Beizen, denn sonst habt ihr überall die Härchen hängen. Bevor ich überhaupt einen Pinselstrich wagte, habe ich einen Probeanstrich auf den Schnittresten vom der Tischplatte gemacht. Meine Erkenntnis: weniger ist in diesem Fall mehr. Lieber etwas weniger Beize nehmen und so die Farbintensität nach bedarf erhöhen. Je weniger Farbe im Pinsel ist desto mehr sieht man die Maserung und die Pinselstriche. Je nach Geschmack, nimmt man mehr oder halt weniger. Die Beize trocknet unheimlich schnell und man kann bereits nach ca. 6 Stunden den Tisch versiegeln.
Ich lackierte den Tisch und musste schnell feststellen, dass die Oberfläche unheimlich rau geworden ist. Leider war es aber das kleiner Übel.
Lack trocknet unheimlich schnell, sodass man bei großen Flächen sehr schnell arbeiten muss, um unschöne Überlappungen zu vermeiden. Da ich das ganze alleine gemacht habe und auch ziemlich unüberlegt, sind zwei unschöne Streifen entstanden. Das passiert, wenn zuviel Lack verwendet wird. Ich habe viel zu lange für das Auftragen gebraucht, sodass ich mehrfach über bereits getrockneten Lack gegangen bin.
An dieser Stelle möchte ich mich bei einem sehr guten Freund bedanken, der mir mit gutem Rat zur Seite stand. Er ist Tischler und konnte mich sehr schnell beruhigen und erklären was passiert ist, wie man es vermeiden kann und was ich jetzt tun sollte. Als erstes: immer die Ruhe bewahren. Als nächstes sollte ich mich wieder in den Baumarkt begeben und mich mit Schleifpapier ausstatten. Man nehme 240 Schleifpapier (ich habe zusätzlich noch eins mit einer 300er Körnung mitgenommen) und schleift die doofe Oberfläche wieder ab. An den Anschlussstellen habe ich etwas mehr abgeschliffen, da mich das mit den helleren Stellen sehr gestört hat. Hierbei bitte drauf achten nicht zu viel abzutragen, sonst kommt wieder das helle Holz zu sehr zum Vorschein. Wichtig: nach dem Abschleifen die Oberfläche zuerst mit einer Bürste saubereren und im Anschluss mit einem (leicht feuchten) Lappen komplett von den Staubresten befreien. Im Anschluss wieder mit dem gleichen Lack versiegeln.
Diesmal habe ich meinen Freund zur Hilfe geschnappt. Macht es bitte zu zweit und zwar von Anfang an. So erspart ihr euch doppeltes Lackieren und somit doppeltes Einkaufen UND Stress. Bei dem zweiten Versuch habe ich immer ganze Bahnen entlang des Tisches gemacht. Mein Freund hat den Lack mittels einer Rolle aufgetragen und ich habe diesen mit dem Pinsel ordentlich verteilt und somit auch die entstandenen Bläschen weggepinselt.
Nun ist es wichtig das Ganze gut trocknen zu lassen. Die benötigte Zeit bitte dem verwendeten Lack entnehmen.
Die nächste Tischaktion wird mit Sicherheit mit mehr Erfahrung von Statten gehen. Aus Fehlern lernt man doch oder?
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